Datum der Publikation 23/08/2019
Es ist nicht in Norwegen, sondern in Montenegro Kotor, der sonnige Fjord
Die Küste Montenegros wirkt, als wäre sie mit Lineal und Zirkel gezogen worden, als hätte die Natur selbst geometrische Präzision walten lassen. Und doch durchbricht die Adria plötzlich jede Logik und schlängelt sich spielerisch zwischen den Dinarischen Alpen hindurch, um Landschaften von überwältigender Schönheit und starken Kontrasten zu formen, wo der Abstand zwischen Himmel und Wasser in Gipfeln gemessen wird. Ein einzigartiger Fjord im Mittelmeerraum, in dem der Mensch mit Geschmack eingegriffen hat – mit Dörfern, Städten und Klöstern, die sich an die steilen Hänge schmiegen und einige der exquisitesten Hotels Europas beherbergen. Kein Wunder, dass diese natürliche, kulturelle und historische Symbiose von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Das ist Kotor, das ultimative Paradies des Balkans.
Die malerischen Städte, die die Buchten säumen, haben eines gemeinsam: ihre venezianische Ästhetik. Dieses maritime Imperium nutzte diese geografische Besonderheit als Werft und Marinestützpunkt und befestigte die Orte von oben bis unten. Die Paläste, Gassen und Festungen der Hauptstadt Kotor erinnern an Dubrovnik – besonders durch die Farbkomposition aus orangefarbenen Dächern, ockerfarbenem Stein und türkisblauem Wasser. Hier herrschen noch immer die weißen Steinbastionen. Die monumentalen Mauern, die man erklimmt, um das perfekte Instagram-Foto zu schießen, bieten einen unvergleichlichen Blick über die Stadt – ebenso wie die kleinen Paläste, die heute edle Restaurants beherbergen.
In Kotor führen die Schritte jedes Reisenden früher oder später zur Kathedrale des Heiligen Tryphon, einem uralten romanischen Bauwerk aus dem 9. Jahrhundert, dessen Türme im Laufe der Zeit erweitert wurden, um seine Macht zu demonstrieren. Es ist kaum möglich, nicht einige Minuten staunend vor seiner Pracht zu verweilen. Der Rundgang führt weiter zu anderen bemerkenswerten Gebäuden wie der moderneren und kühleren orthodoxen Kathedrale, der Kirche Unserer Lieben Frau von der Heilung und dem Maritimen Museum – einem Informationszentrum in einem alten Palazzo, das die maritime Bedeutung des Fjords über verschiedene Epochen hinweg beleuchtet.
Venezianischer Glanz zeigt sich nicht nur in großem Maßstab. Das beste Beispiel dafür ist Perast, ein bezauberndes kleines Städtchen, in dem seine 350 Einwohner zwischen barocken Herrenhäusern und spitzen Kirchtürmen leben. Die hohe Dichte an Kulturerbe ist auf seine Grenzlage zurückzuführen: Zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert förderte das venezianische Reich seine Blüte und erhob die wohlhabenden Bürger zu Adligen, wodurch eine neue soziale Klasse entstand – die Casadas. Daher stehen die Residenzen der Familien Sestokrilovic, Bujovic (heute mit lokalem Museum) und Balovic den Bauten Norditaliens in nichts nach. Das Wahrzeichen der Stadt ist die Kirche des Heiligen Nikolaus, eine verkleinerte und unvollendete Version des Markusdoms, deren Glockenturm über die orangefarbenen Dächer hinausragt. Wenn Perast nicht gerade mit seinem Kulturerbe verzaubert, tut es dies mit seinen Blumen, seiner Uferpromenade und seinen engen Gassen – wie eine Kulisse aus Game of Thrones.
Das beeindruckendste Gebäude ist der Palast Smekja, im Zentrum des Küstenbereichs der Stadt gelegen, der heute das Hotel Iberostar Heritage Grand Perast beherbergt. Der Palast besteht aus zwei Teilen: dem älteren, dessen Bau 1764 begann und der zwischen der Küstenstraße und der alten Landstraße liegt, und dem neueren Teil, der zur gleichen Zeit begonnen, aber erst in den 1930er-Jahren vollendet wurde.
Der Palast Smekja ist das größte Gebäude des ruhigen Ortes Perast. Der Bau begann 1764 mit Steinquadern aus dem begehrtesten Steinbruch des gesamten Venezianischen Reiches – der Insel Korčula. Das Gebäude umfasst ein Erdgeschoss, zwei Obergeschosse und einen Aussichtsturm. Im ersten Stock erstreckt sich eine große Terrasse über die gesamte Fassade; in den oberen Etagen befinden sich zahlreiche Balkone mit Balustraden. Der Eingangsbereich empfängt Besucher mit dem Wappen der Familie Smekja, der Auftraggeber des Baus: eine Hand, die den Stiel einer Pflanze („čičimak“) mit Sternen hält. Der neue Teil des Palastes wurde 1936 fertiggestellt und orientierte sich an den vorhandenen unteren Etagen, im gleichen Stil und mit denselben Materialien erbaut.
Als wolle Perast sich nicht damit begnügen, nur die Küste zu verschönern, schmückte es auch das Wasser mit venezianischen Juwelen – zwei spektakulären Inseln. Die erste, Unsere Liebe Frau vom Felsen, ist eine künstliche Insel mit einer wunderschönen Kirche, die heute zu den beliebtesten Ausflugszielen dieser Bucht zählt. Die zweite, die Insel St. Georg, beherbergt ein gleichnamiges Kloster, das zwar nicht besichtigt werden kann, dessen Anblick vom Wasser aus jedoch faszinierend ist. Am provisorischen Steg anzulegen oder einfach um die Insel auf dem tiefblauen Wasser zu kreuzen, verwandelt die kleine Fahrt in einen Traum-Sommer.
Obwohl noch ein eher unbekanntes Reiseziel, beherbergt Perast das am besten erhaltene barocke Architekturensemble der Adria. Diese Reihe prächtiger Bauwerke umfasst fast zwanzig Paläste sowie zahlreiche katholische und orthodoxe Kirchen. Selbst das Iberostar Heritage Grand Perast Hotel stammt aus jener Zeit.
Tivat ist heute die mondänste Stadt dieser Region. Sein Yachthafen, bekannt als Porto Montenegro, ist der bedeutendste des Landes, und in seinen Grenzen befindet sich auch der einzige Flughafen der Bucht. Es lohnt sich, durch die Kais zu schlendern, die beeindruckenden Yachten zu bestaunen, die hier anlegen, angelockt von der Schönheit des Ortes, und die spektakulären Gebäude entlang der Küste zu bewundern. Dieser Anblick hat der Stadt den Spitznamen „Monaco Montenegros“ eingebracht. Jeder Winkel verströmt die Eleganz und Ruhe, die man für einen Nachmittag à la Grace Kelly braucht – nur eben ohne Paparazzi.
Unweit der Adria gelegen, besitzt Herceg Novi eine tropische Seele, die sich wunderbar mit der Ästhetik dieser Bucht verbindet. Wie in den anderen Orten gehen hier Erholung und Entspannung Hand in Hand mit kulturellen Spaziergängen durch die Stadt. Besonders faszinierend ist das Kloster Savina, ein religiöser Komplex mit drei Kirchen, die durch ihre Fresken und kunstvollen Ikonostasen beeindrucken. Weitere Highlights sind die marmorähnlichen Gassen wie Stari Grad, die Festung Forte Mare und die Kanli-Kula-Burg, die sich in den sonnigsten Monaten – also fast immer – in eine Freilichtbühne verwandelt.
Vom Hotel Herceg Novi von Iberostar aus genießt man den Blick auf eines der größten Wahrzeichen Montenegros – den Lovcen-Berg, die Geburtsstätte der Dynastie Petrovic und heute ein Nationalpark.
Obwohl sie bereits an der Adriaküste liegt, ist der Besuch der Blue Grotto eines der spektakulärsten und nächstgelegenen Ausflugsziele von der Bucht von Kotor aus. Es handelt sich um eine geologische Besonderheit – eine Meeresgrotte, die man auf verschiedene Arten durchqueren kann: schwimmend, per Boot, mit dem Kajak oder beim Schnorcheln. Das Zusammenspiel von Licht, Farben und Formen verwandelt diesen Ort in ein wahres Kaleidoskop aus Blautönen. Im Vergleich zur Blauen Grotte von Capri gibt es hier weniger Trubel – und dafür umso mehr Natur.
Die Wanderschuhe zu schnüren und eine der Berge zu besteigen, die diesen Fjord überragen, garantiert zwei Dinge: einen unvergleichlichen Ausblick und einen Tag voller aktiver Erholung, der besonders lohnend ist, wenn man anschließend im Hotel zahlreiche Möglichkeiten zur Entspannung findet. Der perfekte Panoramablick eröffnet sich beim Aufstieg über die Stadtmauern und die Festung von Kotor bis hinauf zum Nationalpark Lovcen. Dieser Ort hat auch große symbolische Bedeutung, da er das Mausoleum des Dichters und Gesetzgebers Petar II. von Montenegro beherbergt – einer der bedeutendsten Denker des Landes. Ein Ausflug, der ein beeindruckendes 2-in-1-Erlebnis aus grandioser Natur und bewegender Kultur bietet.
Risan
Auch wenn Risan nicht die venezianische Einheitlichkeit und den Charme der anderen Städte besitzt, kann es sich rühmen, die erste Siedlung an den Ufern der Bucht gewesen zu sein. Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zählen archäologische Stätten wie die prähistorische Ausgrabung von Lipci aus der Bronzezeit sowie römische Mosaike, die aus einer antiken Villa geborgen wurden. Neben diesen Funden lohnt sich ein Spaziergang durch die Gabela-Straße und ein Besuch der orthodoxen Kirchen St. Peter und Paul sowie des Erzengels Michael – ein Ausflug, der sich fast wie ein Indiana-Jones-Abenteuer anfühlt.